2.2 Tageszeiten

Die Angaben von Tageszeiten wie heute abend enthalten selbst nach den Kriterien von R06  kein Substantiv. Die Grossschreibung ist also auch nach R06 unbegründet. Steht am vor der Fügung, muss in der herkömmlichen Rechtschreibung entschieden werden, ob die Angabe einmalig oder wiederkehrend ist (am Dienstag abend = einmalig, am Dienstagabend = wiederkehrend). Das hält auch die SOK für zu fein gesponnen.

Die SOK empfiehlt eine einfache Lösung, die dem Gebrauch in der Literatur entspricht. Sie folgt dabei Walter Heuer, dem früheren Chefkorrektor der NZZ (Richtiges Deutsch, 1960‒1976, Zif. 629‒632), und Joseph Lammertz (Vollständige Rechtschreiblehre):

Gross-/Kleinschreibung: Die SOK empfiehlt, die Bezeichnungen der Tageszeiten in Fügungen mit heute, [vor]gestern, [über]morgen, neulich und mit Wochentagen klein zu schreiben: heute abend, gestern vormittag, morgen mittag, vorgestern nacht, übermorgen mitternacht, neulich nacht, [am] Dienstag abend.

Beachte: Klein geschrieben werden die Formen mit Biegungs-s, wenn sie ohne Artikel stehen: morgens, abends, nachmittags, frühmorgens, morgens früh, spätnachmittags, nachmittags spät, spätabends, abends spät, von morgens bis abends; tags darauf, sonntags, feiertags, werktags, wochentags; neulich nachts. Aber: des Abends, eines Morgens, des Sonntags, des Nachts, eines Spätnachmittags, eines Spätabends, eines Dienstagvormittags, eines schönen Sonntagmorgens usw.

Zusammen-/Getrenntschreibung: Bei Fügungen mit Wochentagen als Vorderglied, denen kein unverschmolzener Artikel vorangeht, empfiehlt die SOK, die Schreibung dem Schreiber zu überlassen, d. h. davon auszugehen, dass er mit der unterschiedlichen Schreibung eine unterschiedliche Betonung ausdrücken möchte: ich komme Dienstag morgen1 / Dienstagmorgen, am [frühen, gestrigen] Mittwoch morgen / Mittwochmorgen, bis zum [späten, morgigen] Dienstag vormittag / Dienstagvormittag, bis [nächsten] Freitag abend / Freitagabend, seit [letztem] Montag nachmittag / Montagnachmittag, jeden Mittwoch nachmittag / Mittwochnachmittag. Üblicher ist bei Fügungen mit am, bis [zum], seit, jeder jedoch die Zusammenschreibung, besonders in erweiterten Fällen wie am frühen Sonntagmorgen, bis zum späten Montagabend, und ohne am usw. die Getrenntschreibung: ich komme Dienstag abend.

Beachte: Fügungen mit nachgestelltem früh und spät werden immer getrennt geschrieben, ebenso Fügungen mit nacht bei vorangestelltem am: am Mittwoch früh, bis Freitag spät, am Samstag nacht. Geht der Fügung ein unverschmolzener Artikel voran, wird sie immer zusammengeschrieben: ein Sonntagabend, der Dienstagmorgen, der Montagnachmittag, in der Freitagnacht.

Die SOK empfiehlt entgegen der herkömmlichen Regelung und entgegen R06, auch die getrennten Formen spät abends, früh morgens und in Verbindung mit dem Namen eines Wochentags alle Formen zu tolerieren: freitagabends (R06), Freitag abends (herkömmlich), freitags abends.

1 Seit der 26. Auflage seines Rechtschreibwörterbuchs interpretiert Duden die amtliche Regel neu; Getrenntschreibung gilt nun auch ohne am als korrekt (bisher nur Zusammenschreibung, obwohl die Getrenntschreibung üblicher ist).

 

herkömmliche Rechtschreibung (bis 1996) R06 Empfehlung SOK
heute morgen heute Morgen heute morgen
gestern nachmittag gestern Nachmittag gestern nachmittag
morgen abend morgen Abend morgen abend
vorgestern vormittag vorgestern Vormittag vorgestern vormittag
heute mittag heute Mittag heute mittag
übermorgen nacht übermorgen Nacht übermorgen nacht
heute mitternacht heute mitternacht
morgen früh morgen früh / morgen Früh morgen früh
morgen spät morgen spät morgen spät
neulich nacht neulich Nacht neulich nacht
Dienstagmorgen, ein Dienstagmorgen, ein Dienstagmorgen, ein
Dienstagmorgen, der Dienstagmorgen, der Dienstagmorgen, der
Dienstagmorgen, jeden Dienstagmorgen, jeden Dienstagmorgen, jeden
Dienstagmorgen, am späten Dienstagmorgen, am späten Dienstagmorgen, am späten
Dienstagmorgen, am frühen Dienstagmorgen, am frühen Dienstagmorgen, am frühen
Dienstagmorgen, am gestrigen Dienstagmorgen, am gestrigen Dienstagmorgen, am gestrigen
Dienstag morgen / Dienstagmorgen Dienstagmorgen Dienstag morgen / Dienstagmorgen
Dienstag morgen, am / Dienstagmorgen, am Dienstagmorgen, am Dienstag morgen, am / Dienstagmorgen, am
Dienstag morgen, bis zum / Dienstagmorgen, bis zum Dienstagmorgen, bis zum Dienstag morgen, bis zum / Dienstagmorgen, bis zum
Dienstag morgen, bis / Dienstagmorgen, bis Dienstagmorgen, bis Dienstag morgen, bis / Dienstagmorgen, bis
Dienstag morgen, seit / Dienstagmorgen, seit Dienstagmorgen, seit Dienstag morgen, seit / Dienstagmorgen, seit
Dienstag früh Dienstag früh Dienstag früh
Dienstag früh, am Dienstag früh, am Dienstag früh, am
Dienstag spät, am Dienstag spät, am Dienstag spät, am
Dienstag nacht, bis Dienstag Nacht, bis Dienstag nacht, bis
morgens morgens morgens
abends abends abends
nachmittags nachmittags nachmittags
frühmorgens frühmorgens frühmorgens / früh morgens
morgens früh morgens früh morgens früh
spätnachmittags spätnachmittags spätnachmittags / spät nachmittags
nachmittags spät nachmittags spät nachmittags spät
spätabends spätabends spätabends / spät abends
abends spät abends spät abends spät
morgens bis abends, von morgens bis abends, von morgens bis abends, von
tags darauf tags darauf tags darauf
sonntags sonntags sonntags
feiertags feiertags feiertags
werktags werktags werktags
neulich nachts neulich nachts neulich nachts
Abends, des Abends, des Abends, des
Morgens, eines Morgens, eines Morgens, eines
Dienstags, des Dienstags, des Dienstags, des
Nachts, des Nachts, des Nachts, des
Spätnachmittags, eines Spätnachmittags, eines Spätnachmittags, eines
Spätabends, eines Spätabends, eines Spätabends, eines
Dienstagvormittags, eines Dienstagvormittags, eines Dienstagvormittags, eines
Dienstag abends dienstagabends dienstagabends / Dienstag abends
dienstags abends dienstags abends dienstags abends

 

Die SOK empfiehlt eine einfache Lösung, die dem Gebrauch in der Literatur entspricht. Sie folgt dabei Walter Heuer, dem früheren Chefkorrektor der NZZ (Richtiges Deutsch, 1960‒1976, Zif. 629‒632), und Joseph Lammertz (Vollständige Rechtschreiblehre):

(Richtiges Deutsch, 1960‒1976, Zif. 629‒632)