Tagung vom 7. Mai 2007

Auf ihrer dritten Tagung vom 7. Mai 2007 im Hotel Greulich in Zürich stellte die SOK ihren Netzauftritt und erste Empfehlungen zur Gross- und Kleinschreibung vor. Danach sollen Floskeln wie im wesentlichen und im allgemeinen, Verbindungen mit -mal wie jedesmal sowie lateinische Fügungen wie Modus vivendi wieder wie vor der Reform klein geschrieben werden.

Kurzreferat Prof. Dr. Rudolf Wachter

Pressemitteilung SOK
Meldung SDA
Bericht NZZ am Sonntag

plazieren und numerieren

7. Mai 2007

Ich bin vielen Reformschreibungen gegenüber ablehnend eingestellt, mit Platzierung und Nummerierung hätte ich mich aus Gründen der Einfachheit (vgl. Platz, Nummer) aber anfreunden können.

Dr. D.

 

Sehr geehrter Herr Dr. D.,

der Ausgang -ieren bei einem Verbum ist im Deutschen ein klares Signal, dass es sich um ein Lehnwort handelt. Die meisten sind neueren Datums und stammen oft aus dem Französischen (dort meist -er), oft aus einer anderen romanischen Sprache, oft auch direkt aus dem Lateinischen. Es ist also falsch, so zu tun, also ob plazieren von Platz, numerieren von Nummer abgeleitet wäre, die beiden Verben sind vielmehr direkt aus den romanischsprachigen Verben (frz. placer; ital./lat. numerare, frz. énumérer) entlehnt und leicht eingedeutscht worden. Die betreffenden Substantive dagegen sind völlig unabhängig vom jeweiligen Verbum – und zudem viele Jahrhunderte früher – ins Deutsche hereingekommen und haben deshalb inzwischen ein „deutscheres“ Gewand erhalten.

Neben diesen sprachgeschichtlichen Umständen (die im Sprachunterbewusstsein gerade von Leuten, die viel lesen, übrigens viel präsenter sind, als man annehmen möchte) haben uns in diesen beiden Fällen – wie noch in vielen weiteren Lehnwörtern – auch Erwägungen geleitet, die mit „Rücksicht auf unsere anderen Landessprachen“ umschrieben werden könnten. Ein Französisch- oder Italienischsprachiger wird einem deutschen Verbum auf -ieren, das seine Herkunft aus dem Romanischen plötzlich ableugnet und so tut, als ob es von einem längst eingedeutschten Substantiv abgeleitet sei, mit Unverständnis begegnen. Aus denselben Überlegungen haben wir unseren Ticinesi auch die „Spagetti“ nicht zumuten wollen, die mit -dsch- einfach nicht mehr recht al dente sind.

Und schliesslich kann man sich bei plazieren und numerieren auch auf den Standpunkt stellen, dass es doch eigentlich unsinnig war, gut 100 Millionen Menschen per Dekret in diesen Wörtern einen Buchstaben mehr schreiben zu lassen, wo doch einer weniger keinerlei Unklarheit produziert hatte.

Rudolf  Wachter, SOK

Tagung vom 12. Oktober 2006

Auf ihrer zweiten Tagung vom 12. Oktober 2006 präsentierte die SOK Empfehlungen mit Wörterlisten, wo die reformierte Rechtschreibung nicht verwendet werden sollte: Fremdwörter (Communiqué), ä-Schreibungen (Stengel), falsche Herleitungen (Quentchen), Ableitungen von Personennamen und geographische Ableitungen (Ohmsches Gesetz, sanktgallisch), Einzelfälle (rauh).

Stellungnahme Prof. Dr. Horst Haider Munske
Pressemitteilung SOK
Meldung SDA

Tagung vom 1. Juni 2006

Auf ihrer ersten Tagung vom 1. Juni 2006 empfahl die SOK Presse und Literatur, den Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“ einzuhalten. Als Varianten gelten dabei nur unterschiedliche Schreibweisen mit gleicher Bedeutung wie etwa Graphik/Grafik, jedoch nicht solche mit Bedeutungsunterschied wie wohl durchdacht / wohldurchdacht.

Referat Prof. Dr. Dr. Rudolf Wachter, Universitäten Basel und Lausanne
Referat Prof. Dr. Horst Haider Munske, Erlangen
Referat Peter Müller, SDA
Referat Stefan Stirnemann, Sprachkreis Deutsch
Memorandum der Schweizer Orthographischen Konferenz

Bilder

Pressemitteilung SOK
Meldung SDA
Bericht Mittelland-Zeitung
Bericht Frankfurter Allgemeine