Top-Ten-Universitäten

7. November 2007

Zu diesem orthographischen Problem habe ich keine Lösung gefunden:

Schreibt man Top Ten Universitäten oder Top-Ten-Universitäten?

Also: Koppelt man durch oder nicht? Meine Überlegung war, dass im Englischen ja nicht gekoppelt wird, also bei Top Ten kein Bindestrich gesetzt wird. Andererseits würde es Sinn machen, zwischen Ten und Universitäten einen Bindestrich zu setzen, dann aber käme die Regel zum Zug, nach der alle Teile durchgekoppelt werden müssten. Dies aber hält m. E. den ästhetischen Kriterien nicht stand… Über eine Antwort von Ihnen und/oder auch über die Aufnahme dieses Begriffs in Ihre Liste würde ich mich auf alle Fälle freuen.

S. L.

 

Sehr geehrte Frau L.,

Top-Ten-Universitäten ist eine Zusammensetzung. Eine Zusammensetzung kann keine Wortzwischenräume enthalten.

Zusammensetzungen werden grundsätzlich in einem Wort geschrieben, z. B. Verlegerverband, Vereinskasse, Dampfschifffahrtsgesellschaft usw.

In gewissen Fällen, z. B. zur besseren Lesbarkeit unübersichtlicher Zusammensetzungen, zur Vermeidung von Missverständnissen oder zur Herausarbeitung eines eigentlichen Sinnes, kann ein Bindestrich gesetzt werden (Mess-Ergebnis, Druck-Erzeugnis, Hoch-Zeit); dies geschieht häufig, wenn eines der beteiligten Wörter ein (nicht sehr übliches) Fremdwort ist oder wenn die Zusammensetzung aus vier oder mehr Wörtern besteht (Computer-Tomographie, Unfall-Versicherungsgesetz).

Neu gehören zu den offensichtlich unübersichtlichen Zusammensetzungen auch die Fälle, bei denen durch die Reform drei gleiche Konsonanten zusammentreffen, d.&bsp;h. es kann ein Bindestrich gesetzt werden (Schiff-Fahrt). Die SOK empfiehlt, keinen Bindestrich zu setzen.

Bindestriche müssen gesetzt werden, wenn eines der beteiligten Wörter eine Abkürzung oder ein Einzelbuchstabe ist: Kfz-Brief, Dipl.-Ing, i-Punkt.

Die Reform verlangt neu in einigen Fällen auch einen Bindestrich beim Zusammentreffen von Ziffer und Buchstabe: 19-jährig, 90-mal (aber: 32stel, 90er; 2fach oder 2-fach). Die SOK empfiehlt, in diesen Fällen der herkömmlichen Rechtschreibung zu folgen und keinen Bindestrich zu setzen.

Zu vermeiden sind Bindestriche, wenn die Zusammensetzung mit einem Fugenelement versehen ist: Vereinspräsident, Hundehütte, Scheunentor.

Besteht das Bestimmungs- oder das Grundwort aus mehreren Wörtern, die selbst keine Zusammensetzung bilden (z. B. mehrteilige Eigennamen), werden überall Bindestriche gesetzt („Durchkupplung“): eine Sowohl-Als-auch-Haltung, Ernst-Reuter-Platz. Bestimmungs- und Grundwort dürfen nicht enger zusammengerückt werden als die Wörter des Bestimmungswortes; also nicht: Ernst Reuter-Platz oder gar Ernst-Reuterplatz (Ernst und Reuter gehören als Bestimmungswörter enger zusammen als Reuter und Platz).

Für die Zusammensetzung Top-Ten-Universitäten folgt daraus:

Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit einem mehrteiligen Bestimmungswort („Top Ten“). Die Zusammensetzung muss deshalb mit Bindestrichen versehen („durchgekuppelt“) werden.

Dass Top Ten im Englischen ohne Bindestrich geschrieben wird, hat dabei keine Bedeutung. Es würde ja auch im deutschsprachigen Kontext nicht mit Bindestrich geschrieben („Die Top Ten dieser Liste“), genauso wenig wie Ernst Reuter im vorherigen Beispiel.

Will man die Originalschreibweise beibehalten, ist dies durch Markierung des Bestimmungswortes (durch Anführungszeichen oder Hervorhebung mit Kursivschrift o. ä.) aber möglich: die „Top Ten“-Universitäten, die Top Ten-Universitäten.

Die Rechtschreibreform hat sich mit diesem Thema nicht beschäftigt, weil nichts geändert worden ist. Aus dem gleichen Grund sind solche Wörter auch in unseren Verzeichnissen nicht aufgeführt. Wir überlegen uns aber, ob wir eine Liste allfälliger Zweifelsfälle erstellen sollen, auch wenn sie von der Reform nicht betroffen sind.

Peter Müller, SOK

weibliche Formen

5. November 2007

Wie Sie sicher wissen, ist es in Deutschland seit langem ein Streitpunkt, wie die Frauen in der Schreibweise kenntlich zu machen sind. Die Reformer haben sich vor einer Regelung gedrückt.

Es sind verschiedene Formen in Gebrauch: Verkäufer/innen, VerkäuferInnen, Verkäufer(innen), Käufer-, Verkäufer-, Erzeuger- und -innen. Daneben natürlich einfach Käuferinnen und Käufer. Eigentlich ist nichts davon wirklich gut les- und schon gar nicht sprechbar.

Haben Sie eine Empfehlung oder arbeiten Sie an einer?

Da ich häufig für Gleichstellungsbeauftragte schreibe, stosse ich immer wieder auf das Problem.

Dass ich mich gerade an Sie wende, mag Ihnen zeigen, dass ich zu den Kritikerinnen der Reform gehöre.

A. B.

 

Sehr geehrte Frau B.,

die Frage der weiblichen Schreibweisen ist eigentlich keine der Rechtschreibung, solange die Schreibweisen den Rechtschreibregeln entsprechen.

Die Reformer haben sich deshalb richtigerweise nicht zu diesem Thema geäussert. Aus dem gleichen Grunde äussert sich auch die SOK auf ihrer Website nicht dazu. Trotzdem einige Überlegungen zum Thema:

Rein sprachlich gesehen, ist die permanente Nennung der weiblichen Formen unnötig. In den Formen Verkäufer usw. kann man ein sogenanntes generisches Maskulinum sehen, das mit dem biologischen Geschlecht nichts zu tun hat. Ein Indiz dafür ist, dass es auch generische Feminina und Neutra gibt: die Wache, die Gans, die Geisel, die Waise, das Opfer, das Kind, die Person. Alle Diminutive sind generische Neutra: das Mädchen, das Schneiderlein (siehe auch „Generisches Maskulinum„“ auf Wikipedia).

Die systematische Nennung der weiblichen Schreibweisen führt zu schweren Beeinträchtigungen der Lesbarkeit. Sie kann auch gar nicht vollständig durchgehalten werden, z. B. in Zusammensetzungen: Bürgervertreter müsste in Bürger- und Bürgerinnenvertreter und -vertreterinnen umgesetzt werden.

Die aus politischer Korrektheit vor allem von feministischer und linker Seite geforderte zunehmende Verwendung von weiblichen Schreibweisen führt dazu, dass unter dem neutralen generischen Maskulinum schliesslich wirklich nur noch Männer verstanden werden, fälschlicherweise auch in denjenigen Fällen, in denen beide biologischen Geschlechter gemeint sind: da, wo auch Verfechter der feministischen Schreibweisen ihr System nicht durchhalten können (s. o.), oder in der Normalschreibweise, in der der Schreiber das generische Maskulinum meint. Dem Anliegen der Gleichstellung wird damit eher geschadet als genutzt.

Inzwischen kommt niemand mehr um die Berücksichtigung dieser Entwicklung herum. Dabei ist eine moderate Anwendung der weiblichen Formen zu empfehlen. Mehrere Institutionen wie der Duden, in der Schweiz die Bundeskanzlei, haben dazu Richtlinien herausgegeben. Doppelnennungen werden vor allem in (feierlichen) Ansprachen empfohlen. In Stelleninseraten sind sie teils sogar vorgeschrieben. In vielen Fällen werden Ersatzformulierungen wie Studierende (statt Studenten und Studentinnen) empfohlen. Das sogenannte Binnen-I hingegen widerspricht den (herkömmlichen und reformierten) Rechtschreibregeln und ist damit rechtschreiblich gesehen falsch.

In längeren Dokumenten kann auch der Hinweis angebracht werden, dass im Text das generische Genus verwendet wird (nicht dass Frauen „mitgemeint“ seien), z. B. aus einem Dokument der SDA:

Hinweis: In diesem Dokument wird aus sprachlichen Gründen (Lesbarkeit, Ästhetik) das generische Genus (in der Regel das generische Maskulinum) angewendet. Das generische Maskulinum (z. B. der Mitarbeiter, der Vorgesetzte) bezeichnet das biologische Genus genauso wenig wie das generische Femininum (z. B. die Waise, die Geisel) oder das generische Neutrum (z. B. das Männchen, das Mädchen). Wo nicht ausdrücklich unterschieden wird, sind immer beide biologischen Genera gemeint.

Peter Müller, SOK

Tagung vom 31. Oktober 2007

Auf ihrer vierten Tagung vom 31. Oktober 2007 im Zunfthaus zur Waag in Zürich stellte die SOK ihre abschliessenden Empfehlungen zur Rechtschreibung vor. Unter anderem sollen die Tageszeiten wie heute abend entgegen der amtlichen Rechtschreibung klein geschrieben werden, beim Zusammentreffen von Ziffern und Buchstaben wie 19jährig soll kein Bindestrich gesetzt werden, und der Konjunktiv in wenn ich schriee soll durch ein zweites e markiert werden.

Rede Dr. Christoph Stalder
Präsentation Peter Müller
Resolution

Bilder
Videos (Filippo Leutenegger, Rudolf Wachter, Urs Breitenstein)

Pressemitteilung SOK
Meldung SDA
Bericht Walliser Bote
Bericht Stolz-Verlag

Tagung vom 7. Mai 2007

Auf ihrer dritten Tagung vom 7. Mai 2007 im Hotel Greulich in Zürich stellte die SOK ihren Netzauftritt und erste Empfehlungen zur Gross- und Kleinschreibung vor. Danach sollen Floskeln wie im wesentlichen und im allgemeinen, Verbindungen mit -mal wie jedesmal sowie lateinische Fügungen wie Modus vivendi wieder wie vor der Reform klein geschrieben werden.

Kurzreferat Prof. Dr. Rudolf Wachter

Pressemitteilung SOK
Meldung SDA
Bericht NZZ am Sonntag